Wenn das Stillen nicht klappt

Gast-Blogger: Maron

Flüssiges Gold, so wird sie manchmal genannt: Muttermilch. Stillen hat ein romantisches Image. Es soll die beste Nahrung für dein Baby sein und ist zudem kostenlos. Es gibt viele weitere Gründe, sich für das Stillen zu entscheiden. Was aber, wenn das Stillen nicht klappt oder nicht so verläuft, wie du es dir vorgestellt hast?

Ich werde eine Weile stillen, ganz einfach.”

Ich, 25 Jahre alt und schwanger mit meinem ersten Kind, war mir ganz sicher: Ich werde stillen. Trotz der Tatsache, dass es mir nicht unbedingt sehr romantisch vorkam, dachte ich, es sei die beste Entscheidung für mein Kind. Und sobald mein Sohn Ravi – nach fast 41 Schwangerschaftswochen – geboren wurde, begann mein Stillabenteuer. Es war jedoch nicht das Abenteuer, das ich mir ausgemalt hatte. Ich dachte: „Ich werde eine Weile stillen, ganz einfach.“ Die Pumpe stand für den Fall der Fälle bereit, aber davon ging ich nicht wirklich aus. Jedenfalls nicht am Anfang. Sie bräuchte ich nur, sobald ich wieder mehr unterwegs sein und abpumpen würde, oder sobald Ravi mit 3 Monaten in die Kita gehen würde. Warum sollte ich die Pumpe früher brauchen?

Entbindungswoche: Abpumpen, Füttern, Zufüttern und nochmal von vorn

Unmittelbar nach der Geburt wurde Ravi mir angelegt und schien den Dreh raus zu haben. Er kam pinkelnd und kackend auf die Welt, also muss er hungrig gewesen sein ;). Wir haben aber gemerkt, dass er die Brust schnell wieder losgelassen hat. Außerdem war es für mich jedes Mal unglaublich schmerzhaft, wenn er ansaugte. „Aller Anfang ist schwer, also halte einfach durch“, meinte meine Hebamme. Das sollte mir gelingen, der Schmerz würde nachlassen. In den ersten Tagen verlor Ravi viel Gewicht. Es ist normal, dass ein Neugeborenes nach der Geburt zunächst wieder abnimmt, es darf bis zu 10 % des Geburtsgewichts verlieren. Ravi war am dritten Tag bei diesen 10 % – er nahm fast 400 Gramm ab – und so wurde uns geraten, zuzufüttern.

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Wenn das Stillen nicht klappt

Neben dem Stillen bekam er auch Säuglingsnahrung, und ich musste außerdem mit dem Abpumpen beginnen. Um die Produktion zu verbessern, aber auch, um einen Vorrat anzulegen, damit ich Ravi mit meiner eigenen Milch zufüttern konnte, anstatt mit Säuglingsnahrung. Das Stillen zwar mir immer mehr zuwider, es tat so wahnsinnig weh. Das Anlegen war furchtbar schmerzhaft, aber auch danach tat es weiter weh. Es waren keine schönen Stillmomente, wie ich sie mir vorgestellt hatte, sondern es fühlte sich wie eine Qual an. 

Fieber und Schmerzen: eine Brustentzündung

Ich fühlte mich zunehmend unwohl, war zittrig und hatte Kopfschmerzen. Ich sah, dass meine Brust extrem rot war und sich sehr hart anfühlte. Nun hatte ich seit ein paar Tagen Milchstau, deswegen machte ich mir nicht sofort Sorgen, weil ich dachte, das sei die Ursache. Aber als die Hebamme kam, meinte sie, dass es sich um eine Brustentzündung handeln könne. Sobald meine Temperatur gemessen wurde und klar war, dass ich Fieber hatte, war die Wahrscheinlichkeit einer Brustentzündung noch größer. Am Ende habe ich vom Arzt keine Antibiotika bekommen, die Entzündung sollte von selbst vorübergehen. Viel massieren, kühlen und vor allem weiter stillen. Wo das Stillen schon vor der Brustentzündung weh tat, war es jetzt um ein Vielfaches schmerzhafter. Ich wusste nicht, wo oben und unten war. Aber aufhören? Nein, niemals. Zähne zusammenbeißen und weitermachen!

Mein Tag bestand nur aus Stillen und Abpumpen

Inzwischen war die Entbindungswoche vorbei und ich hatte mich von der Hebamme verabschiedet. Ich dachte wirklich: „Wie soll ich das ohne sie schaffen?“. Sie half mir, wenn das Anlegen nicht funktionierte oder unterstützte mich bei verschiedenen Körperhaltungen. Das kann ich nicht selbst? Ich machte hartnäckig weiter mit dem Stillen, Zufüttern und Abpumpen, und das den ganzen Tag und die ganze Nacht. Ravi anzulegen wurde immer schlimmer, meine Brustwarzen waren komplett offen und ich wusste nicht mehr weiter. Ich fürchtete mich immer mehr vor dem Stillen. Ravi lag manchmal eine Stunde auf der Brust, bevor er fertig war (kam genug raus?), dann pumpte ich ab, was auch eine halbe Stunde dauerte, und bevor ich alles aufgeräumt und geputzt hatte, war es fast Zeit für die nächste Fütterung.

Wenn das Stillen nicht klappt

Ich hatte das Gefühl, dass der Tag nur aus Stillen und Abpumpen bestand. Vor allem nachts fürchtete ich mich davor, ich bekam kaum Schlaf und hatte starke Schmerzen. Weinend schleppte ich mich durch die Nächte. Mein Freund half mir, wo er konnte, ermutigte mich, aber viel mehr konnte er nicht tun. Laut gesagt, dass ich daran dachte, aufzuhören, hatte ich noch nicht.

Abpumpen ohne Erfolg

Es kam oft genug vor, dass ich abgepumpt hatte und bemerkte, dass die Milch rot war. Meine Brustwarze war wieder ganz offen und das Blut landete in der Milch. Ich schmierte mich wie wild mit Ringelblumensalbe ein, aber das schien nicht viel zu bewirken. Weinend rief ich meine Mutter an, die dann Stillhütchen kaufte und sie mir brachte. Dabei handelt es sich um eine Art Silikonkappen, die man auf die Brustwarzen setzt, damit es beim Anlegen weniger schmerzt. Danach wurde es etwas besser, was die Schmerzen anging, aber ich bemerkte, dass Ravi einfach nicht gut ansaugte und immer schnell losließ oder nicht richtig angelegt war und es eine Weile dauerte, bis er sich endlich richtig angesaugt hatte. Das hat mich sehr verunsichert. Habe ich etwas falsch gemacht? Habe ich ihm nicht genug geholfen?

Außerdem musste ich immer noch zufüttern, weil er nicht genug zunahm. War meine Muttermilch nicht gut genug für ihn? Und kam überhaupt etwas heraus, wenn er trank? Als ich abpumpte, kam nie viel heraus, aber mir wurde gesagt, dass beim Abpumpen generell weniger herauskäme als beim tatsächlichen Stillen. Aber was, wenn das nicht der Fall war und Ravi kaum etwas bekam? Ich habe es auch nie geschafft, einen Vorrat mit dem Abpumpen aufzubauen, ich konnte kaum genug abpumpen, um durch den Tag zu kommen. Ich habe die Beutel, die ich speziell gekauft hatte, nie zum Einfrieren der Milch verwendet. Vorsichtig begann ich, mit meinem Freund darüber zu sprechen, dass ich darüber nachdachte, aufzuhören. Ich fand es schwierig, denn Stillen ist die beste Wahl, nicht wahr? 

Rat von der Stillberaterin

Mehr und mehr kam mir der Gedanke, aufzuhören. Ich habe es einfach nicht oft gewagt, es laut auszusprechen, weil es sich dann wie ein Misserfolg anfühlte. Ich musste dem Ganzen noch eine Chance geben und so beschloss ich, zur Stillberaterin zu gehen, die in unserer Hebammenpraxis arbeitet und einmal im Monat da ist. Ravi war jetzt 4 Wochen alt und hatte gerade erst wieder sein Geburtsgewicht erreicht, während er mit einem stolzen Gewicht von 3810 Gramm geboren worden war. Die Stillberaterin sah sich Ravi an und beobachtete, wie das Anlegen und Stillen verlief. Sie wies mich dann darauf hin, dass Ravis Zungenbändchen zu kurz sei und er deshalb nicht richtig ansaugen könne. Das hat dazu geführt, dass es mir so weh getan hat, weil er einfach nicht richtig ansaugen konnte und meine Brustwarzen dadurch kaputt gingen. Wahrscheinlich hat er deshalb jedes Mal nicht viel bekommen. Deshalb war ich immer so lange mit dem Stillen zugange. Um dieses Problem zu lösen, könnten wir Ravis Zungenbändchen spalten lassen. Das Zungenbändchen würde dann länger und das Anlegen wäre einfacher.

Endlich die Entscheidung getroffen

Ich sprach mit meinem Freund darüber, das Zungenbändchen spalten zu lassen. Ravi würde dann besser aus der Brust, aber auch aus der Flasche trinken können. Nun hatte er überhaupt keine Probleme damit, aus der Flasche zu trinken, er trank die abgepumpte Milch immer sehr schnell aus, ohne Probleme. Und irgendwo in meinem Kopf, noch bevor ich zur Stillberaterin ging, hatte ich den Gedanken, einfach aufzuhören. Wir trafen nach viel Mühe und Schuldgefühlen die Entscheidung, mit dem Stillen aufzuhören und sein Zungenbändchen nicht spalten zu lassen. Ich würde aber weiter abpumpen, damit ich ihm noch meine Muttermilch mit der Flasche geben konnte. Eine extrem große Last fiel mir von den Schultern und ich fühlte mich sehr erleichtert. Erst in diesem Moment wurde mir klar, dass ich mich sehr traurig und niedergeschlagen gefühlt hatte. Ich fühlte mich wie eine Versagerin, weil es nicht geklappt hat, während ich viele Frauen um mich herum sah, bei denen es so aussah, als ob das Stillen super einfach und natürlich war. Nach dieser Entscheidung wurde ich eine viel liebere und entspanntere Mutter.

Endlich begann ich es schön zu finden, Mutter zu sein, die Nächte wurden besser und ich konnte die Mutterschaft genießen. Ich habe noch ein paar Wochen abgepumpt, aber die Produktion ging schnell zurück, was zu immer weniger führte. Dann habe ich komplett auf Flaschenfütterung umgestellt. Ab diesem Moment nahm Ravi ordentlich zu. Nicht nur für mich, sondern auch für Ravi war es eine gute Entscheidung, mit dem Stillen aufzuhören. Stillen kann sehr schön und super gut für dein Baby sein, aber manchmal ist es das nicht. Und das ist auch in Ordnung!

Stillen beim nächsten Baby

Als Ravi gerade ein Jahr alt war, fand ich heraus, dass ich wieder schwanger war. Von diesem Moment an dachte ich wieder ans Stillen. Während der gesamten Schwangerschaft zweifelte ich, ob ich es noch einmal versuchen wollte. Nach dem Aufnahmegespräch mit der Hebamme, die angab, dass man weniger Pflegestunden bekommt, wenn man nicht stillt, beschloss ich, es erneut zu versuchen. Ich gab allerdings an, dass ich nicht mehr abpumpen wollte. Als Tara geboren wurde, begann ich sofort wieder zu stillen. Sie hat sich gut ansaugt und laut der Hebamme und der Geburtshelferin hatte Tara kein verkürztes Zungenbändchen. Es sollte also darauf hindeuten, dass es dieses Mal funktionieren würde. Am zweiten Tag nach der Geburt bemerkte ich, dass ich mich so unglaublich niedergeschlagen fühlte und mich vor dem Stillen fürchtete.

Und das, obwohl das Stillen einfacher war als mit Ravi. Es hat wehgetan, aber das gehört am Anfang sicherlich dazu. Aber ich fühlte mich sehr unglücklich und erkannte das Gefühl, das ich auch wochenlang mit Ravi hatte. Am dritten Tag sagte ich meinem Freund und der Hebamme, dass ich mit dem Stillen aufhören würde. Die Hebamme meinte, sie habe damit gerechnet. Ich hatte bereits Säuglingsnahrung im Haus, nur für den Fall der Fälle, und wir begannen mit der Flaschenfütterung. Von diesem Tag an hatte ich eine so schöne, glückliche Entbindungswoche. Das ist die Mutter, die ich sein wollte und sein konnte! Ein paar Jahre später wurde mein drittes Kind, Loua, geboren. Vom ersten Tag an wurde sie mit der Flasche gefüttert.

Sei nett zu dir selbst!

Trotz der Tatsache, dass ich mit der Entscheidung sehr glücklich war, hatte ich lange Zeit ein schlechtes Gewissen, mit dem Stillen aufgehört zu haben. Zum Glück konnte ich das mit meinem zweiten Kind viel leichter loslassen und habe gemerkt, dass eine glückliche Mutter viel wichtiger ist, als erfolgreich zu stillen. Liebe Mütter, die, aus welchen Gründen auch immer, nicht stillen: Es ist nicht eure Schuld. Habt kein schlechtes Gewissen, unsere Kleinen werden auch mit Flaschenfütterung groß. Tut das, was sich für euch richtig anfühlt und nicht das, was von der Gesellschaft von euch erwartet wird. Eine glückliche Mutter ist ein glückliches Baby!

Mit Liebe,
Maron.
Mutter von Ravi, Tara und Loua

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