Mein Weg als Frühchenmama

Gast-Blogger: Isa L.

Unerwartet und ungeplant kamst du, 8 Wochen zu früh. Von jetzt auf gleich wurde dir deine Höhle genommen und mir die Schwangerschaft.

Die Schwangerschaft

Mir ging’s gut. Wirklich gut. Keine Übelkeit, keine Wehwehchen, so wie man das immer gehört hatte. Kein Grund für Ängste. Die Schwangerschaft war für mich eine unglaublich schöne Zeit, ich kam zur Ruhe, konnte mich auf mich und unseren Beginn als Familie fokussieren.

Gedanken an eine Frühgeburt hatte ich nie..

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Von der Babyparty ins Krankenhaus

Es war ein schöner Tag, alle engen Freunde und die ganze Familie waren da. Wir aßen Kuchen, spielten Spiele, machten Bilder…

Bis mir plötzlich schwarz vor Augen wurde, mein Kreislauf sackte zusammen und ich bekam Wehen. Plötzlich. Von jetzt auf gleich. Ich konnte nicht mehr sprechen vor Schmerzen. Mein Freund rief meine Hebamme an und sie sollte an diesem Abend unser Schutzengel werden. Wenige Zeit später lag ich da, im Krankenwagen. Im Krankenwagen, auf dem Weg in die 60 km entfernte Uniklinik – die nächste Klinik für Notfälle & Frühgeburten.

In der Klinik schloss man mich ans CTG an und einige Minuten später versuchte der Arzt zu erklären, dass ich mit großer Wahrscheinlichkeit heute noch meinen Sohn auf die Welt bringen werde. Noch nicht ganz begriffen, was man mir gerade erzählte, schwenkte von jetzt auf gleich alles um und ich musste sofort in den OP – keine Kindsbewegungen und eine schwindende Herzfrequenz. Man bereitet mich für einen Notkaiserschnitt vor, in Vollnarkose. Alles in Sekundenschnelle. Denn plötzlich musste alles schnell gehen. Ab da lief alles wie ein Film ab. Ich weiß nur noch, dass mir die Tränen liefen. Ich weinte und weinte, bis ich einschlief.

Da warst da nun

Als ich aufwachte, wusste ich nicht, wo ich bin und was passiert ist; ich spürte nur große Schmerzen.

Als mir der Arzt erklärte, dass ich eine Plazentaablösung hatte und mein Sohn auf der Neointensivstation liegt, kam so langsam meine Erinnerung und ich packte an meinen Bauch. Die Kugel war weg. Es war real. Ich bin Mama geworden. FrühchenMama.

Willkommen Milan – 1815 g – 40 cm

Als ich Milan das erste Mal sehen durfte, war ich im Rollstuhl & noch im OP-Hemd vor seinen Inkubator gefahren. Ich sah ein kleines Wesen unter Schläuchen und Kabeln und konnte nicht glauben, dass das mein Baby sein sollte, was vor ein paar Stunden noch in meinem Bauch war.

Ich konnte ihn nur durch die Scheibe des Inkubators ansehen. Kein Kuscheln, kein Stillen, kein Kennenlernen.

Erst über 48 Stunden später, als sein Zustand stabiler war, durfte ich ihn halten. Aber nur für ein paar Minuten. Die schönsten Minuten jemals.

Kleiner Löwe

Milan war gesund. Das war alles was wichtig war und das Erste, was ich fragte. Er hatte ein paar „Startschwierigkeiten“, aber er durfte nach 5 Tagen die Neointensiv verlassen und konnte auf die Frühchenstation verlegt werden. In einem Raum mit fünf anderen Babys und fünf anderen Schicksalen.

Man fühlt sich verbunden. Wie kann es auch anders sein, wenn man zwangsläufig mitbekommt, welche Geschichte das Nachbar-Baby erzählt, wenn die Betten nur wenige Meter auseinander stehen… Privatsphäre? Nein.

Zeit zu dritt genießen und sich kennenlernen als kleine „neue“ Familie war unmöglich.

Die Wochen waren geprägt von den größten Sorgen und Ängsten, die wir jemals hatten und zugleich mit der größten Liebe. Aber auch von vielen bürokratischen und organisatorischen Dingen. Elterngeldantrag, Vaterschaftsanerkennung, Telefonate mit der Krankenkasse, dem Arbeitgeber… Wo sollten wir dafür noch die Kraft, Zeit und den Kopf hernehmen?

Wir bekamen viel Mitgefühl von Familie, Freunden und Bekannten. Dennoch fühlte ich mich allein und machtlos, aber ich musste funktionieren, zu 100% und noch mehr. Ich war alleine in der Klinik. Mein Freund durfte und konnte nicht bleiben.

Verarbeiten, was passiert ist? Keine Zeit. Wochenbett? Unmöglich. Ausruhen aufgrund meiner Schmerzen des Kaiserschnitts? Ausgeschlossen.

Mein Tag war bestimmt von regelmäßigem Abpumpen, damit mein Kind meine Muttermilch erhalten konnte und mein Milchfluss intakt bleibt, Visiten der Ärzte und den Rest des Krankenhausalltags. Und in dem ganzen Gewusel saß ich, fast 14 Std. Tag für Tag, in dem gleichen, unbequemen Stuhl, und habe meinen Sohn gehalten & gestreichelt und jeden Tag ein Stückchen mehr realisiert, was hier eigentlich passiert ist.

Endlich Zuhause

Nach 4 Wochen Krankenhaus durften wir nach Hause, das war immerhin 4 Wochen früher als uns prognostiziert wurde.

Zuhause versuchten wir in den darauffolgenden Wochen, so gut es ging, das Wochenbett nachzuholen. Wir merkten aber schnell, dass Milan viel Zeit brauchte, um das Erlebte zu verarbeiten. Die neue Welt um ihn herum war ihm nicht geheuer.

Er braucht auch heute noch, 9 Monate später, immer noch sehr viel Nähe und Zuwendung.

Entwicklung

Körperlich hat er sich schnell und gut entwickelt und kann mit Gleichaltrigen mithalten. Motorisch ist er zurück, etwa auf dem Stand ausgehend des unkorrigierten Alters, was bei Frühchen aber ja völlig normal ist und auch bei anderen Babys individuell ist.

Jeder Sprung ist bei uns ein Abenteuer, da wir nie wissen, welches es nun genau ist. Wir gehen da vom korrigierten Alter aus, was mit seinen motorischen Fähigkeiten besser hinkommt. So wird es auch von „Oje ich wachse“ empfohlen.

Zudem wird jeder Wachstumsschub mit vielen Tränen begleitet, Milan macht das immer sehr zu schaffen und braucht dann noch mehr Liebe und Verständnis.

Der Kampf hat sich gelohnt

Alles in allem war es eine einschneidende Zeit und muss immer noch verarbeitet werden. Wir sind mehr als glücklich, dass Milan alles gut überstanden hat und gesund ist.

Auch wenn es oft nicht leicht war und wir kämpfen mussten, viele Tränen geflossen sind, können wir nur sagen, dass sich alles gelohnt hat. Man darf niemals die Hoffnung verlieren.

„Manches fängt klein an, Manches groß. Aber manchmal ist das Kleinste das Größte.“

von Isa L. aus dem Sauerland

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