Die Auswirkungen einer komplexen Geburtsgeschichte auf Eltern

Gast-Blogger: Ilona

Blutungen und Wehen

Meine Unterwäsche war blutgetränkt, also lief ich erschrocken und schreiend nach draußen. 

Ich war erst in der 26. Schwangerschaftswoche, als ich in die Uniklinik in Groningen gebracht wurde. Eine starke Blutung, die während meiner Arbeit als Familienberaterin auftrat, hatte die Wehen ausgelöst. Ich fürchtete um das Leben meiner Tochter. Ein resoluter Gynäkologe verabreichte mir Kontraktionshemmer zur Stabilisierung der Situation und spritzte mir ein Lungenreifungsmittel.

Präeklampsie

Nach einer Woche Bettruhe und vielen Untersuchungen, in denen die Ursache der Blutung nicht festgestellt werden konnte, wurde mir plötzlich schlecht. Ich dachte zunächst, dass es an der halb aufgegessenen Tüte M&Ms liegen würde. Aber es stellte sich heraus, dass es bereits das erste Anzeichen einer Präeklampsie war; und keine 24 Stunden später war ich todkrank. So krank, dass meine Tochter in aller Eile per Kaiserschnitt zur Welt gebracht werden musste. 

Entdecken und fördern Sie die geistige Entwicklung Ihres Babys

Jetzt Herunterladen

Meine Tochter wurde in der 27. Schwangerschaftswoche geboren

Ein winzig kleines Mädchen mit einem Gewicht von 735 Gramm erblickte das Licht der Welt. Unser erster Kontakt war im Flur, wo ich für einen kurzen Augenblick meine Hand in ihren Brutkasten legen konnte. Ich war auf dem Weg in den Aufwachraum und sie wurde auf Neonatologie-Intensivstation gebracht.

Bis vor kurzem war diese eine große Abteilung, in der alle Kinder nebeneinander in einer Reihe untergebracht waren, aber glücklicherweise stehen inzwischen immer mehr Familiensuiten zur Verfügung, wo jede Familie ihren eigenen Raum hat.

Weitermachen, weitermachen, immer weitermachen

Die Aktionsmutter in mir trat zutage. Mein Kopf machte Überstunden, aber emotional war ich total leer. Was braucht meine Tochter? Füttern, Stillen. Kängurupflege, ich muss Känguruhing machen. Ach ja, ich habe auch noch ein Kleinkind, das herumläuft. Sie braucht mich auch. Für sie musste mein Leben „normal“ weitergehen. Ich musste jeden Tag ins Krankenhaus. Mein Mann hat seinen eigenen Betrieb; schließlich musste ja Geld verdient werden. Äußerlich schien alles so toll organisiert zu sein und ich konnte aus praktischer Sicht auch gut damit umgehen. 

„Wirklich toll, wie Ihr das alles schafft! Und Ihr findet auch noch Zeit etwas Schönes zu unternehmen.“ Das haben wir oft gehört. So lieb dieses Kompliment gemeint war, niemand wusste, wie ich mich innerlich fühlte und das würde ich sicher niemanden erzählen, wo ich gerade wieder ein bisschen Fortschritt machte.

Mit einem Frühchen zu Hause

Meiner Tochter ging es gut, trotz aller Sorgen, die ein Frühchen mit sich bringt, wie zum Beispiel die Angst vor Komplikationen, die Sorge, ob sie wächst, wegen der vielen Viren, die überall lauern können, und ihrer Gesundheit, die sich von Minute zu Minute ändern kann, besonders am Anfang!

Nach vier Monaten im Krankenhaus durften wir sie mit Sondenernährung nach Hause bringen! Ein Grund zum Feiern, möchte man meinen! Aber es war super anstrengend. Ich hatte keinen Anspruch mehr auf postnatalen Mutterschutz, diese Zeit hatte ich bereits während der Zeit im Krankenhaus aufgebraucht. 

Von einer rund-um-die-Uhr Betreuung mit Rufklingel zu einer völlig eigenständigen elterlichen Versorgung. Eine elterliche Versorgung, die mit extrem wechselhaften Umständen fertig werden musste. Innen drin wackelte und krachte alles. Aber von außen sah alles grundsolide aus!

Ich hatte keinen Anspruch auf Sonderurlaub, nachdem ich mit einem Frühchen nach Hause kam

„Nein, Sie haben keinen Anspruch auf Sonderurlaub. Ihre Tochter wurde zu früh geboren, Sie sind doch nicht krank!“ Die Worte des Betriebsarztes, den ich ein paar Tage nach der Heimkehr meiner Tochter wegen meines Urlaubs aufsuchte, waren wie ein Schlag ins Gesicht. Glücklicherweise wurden diese Vorschriften vor einigen Jahren geändert, und der Mutterschaftsurlaub beginnt jetzt erst, wenn man aus dem Krankenhaus entlassen wird. In meinem Fall bedurfte es eines verständnisvollen Arztes der Krankenkasse (UWV), um noch ein paar Wochen zu Hause bleiben zu können. Das reichte zwar noch nicht annähernd, um mich von der Achterbahnfahrt der Geburt und ihren Auswirkungen zu erholen, aber es war ein Anfang.

Auswirkung nicht nur auf die Eltern, auch auf die Geschwister

Ein paar Jahre später stellte es sich heraus, dass es nicht annähernd genug war. Meine älteste Tochter (sie war bei der Geburt ihrer kleinen Schwester zwei Jahre alt) zeigte im Alter von vier Jahren alle möglichen Verhaltensweisen, mit denen ich als Mutter nicht fertig wurde und die mich als Person, als Mutter, schwer belasteten! 

Letztlich landete ich bei einem „Kinderdolmetscher“ (Mirror Coach), der mir das Verhalten meiner ältesten Tochter in meine eigene innere Welt übersetzte. Der mir zeigte was unterbewusst mit mir los war. Es spielte sich alles direkt in meinem Herzen, in meiner Seele, ab! 

Wo bin ich all die Jahre geblieben mit meinen Gefühlen? Ich habe komplett kopfgesteuert überlebt und meine Gefühle ausgeschaltet, bis mir meine Tochter mit ihrem Verhalten einen Einblick in meine eigene innere Welt gegeben hat!

Meine Mission für Eltern mit einer komplexen Geburtsgeschichte

Es war ein Augenöffner und der Beginn einer Mission. Eine Mission, bei der wir das Bewusstsein von medizinischem Fachpersonal für die Auswirkungen einer komplexen Geburtsgeschichte auf das Elternsein schärfen wollen, nachdem wir dies selbst mit einer Frühgeburt durchgemacht haben! 

Denn mehr als ein Drittel aller Eltern entwickeln ein PTBS-Syndrom. Dieser Prozentsatz muss gesenkt werden.

Hat dieser Artikel Ihnen geholfen?

thumb_up_alt thumb_down_alt

Diesen Artikel teilen

Erhalten Sie eine Benachrichtigung, wenn ein Sprung beginnt!

Möchten Sie vorbereitet sein, wenn bei Ihrem Baby ein Sprung anfangt? Abonnieren Sie kostenlos unseren Sprünge-Wecker und erhalten Sie immer eine Benachrichtigung, wenn ein Sprung beginnt!

Wann war der errechnete Geburtstermin für Ihr Baby?(Required)